GEMEINSAM MAN SELBST SEIN
GEMEINSAM MAN SELBST SEIN
Anlässlich der Pride fördern wir die Kreativität und die freie Meinungsäußerung, indem wir die Geschichten und die Mission der LGBTQI+-Community verbreiten. Unser Ziel ist es, kreativen Ausdruck zu inspirieren und zu ermöglichen, und das geht nicht ohne freie Meinungsäußerung für alle.
VANS IST STOLZ WHERE LOVE IS ILLEGAL
ZU UNTERSTÜTZEN.
Unsere von der gemeinnützigen Organisation Witness Change ins Leben gerufene Kampagne stärkt die Stimmen von Mitgliedern der LGBTQI+-Community, um Verbindungen zu schaffen, Meinungen zu ändern und die Politik zu beeinflussen. Mit einer Spende von 50.000 US-Dollar unterstützt Vans den Start des ersten Stipendiums von Where Love is Illegal, das drei LGBTQI+-Fotograf*innen für die Dokumentation von Geschichten aus queeren Communitys prämiert hat.
ANTON
SHEBETKO
KWASI
DARKO
CAMILLE
FARRAH
LENAIN
Der Pride-Monat macht sichtbar, gegen welche Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten die LGBTQ+-Community noch immer kämpft. Vans hat sich mit tollen Künstlern zusammengetan, um den kreativen Stimmen eine Bühne zu bieten, die sich für soziale Veränderungen und Akzeptanz in Gemeinschaften weltweit einsetzen.
ASHLEY
LUKASHEVSKY
KAITLIN
CHAN
SARA
LORUSSO
Mach jetzt mit und spende Punkte. Jede 100 gespendeten Punkte werden in 10 € umgewandelt, und zwar zusätzlich zu der bereits geplanten Spende in Höhe von 50.000 US-Dollar. Lass uns diesen Superheld*innen so bei ihren Projekten helfen!
Inspiriert von der LGBTQI+-Community und dem Geist des kreativen Selbstausdrucks soll unsere neue Schuh- und Bekleidungskollektion eine gleichberechtigte und integrative Gesellschaft unterstützen.
ASHLEY
ASHLEYLUKASHEVSKY
Wie hat sich dein künstlerisches/kreatives Schaffen im Laufe der Zeit entwickelt?
Mein künstlerisches Schaffen entwickelt sich ständig weiter. Ich habe festgestellt, dass ich mich immer mehr zu haptischen Medien hingezogen fühle. Ich habe als Digitalkünstlerin angefangen, aber ich möchte über den Bildschirm hinauswachsen - durch Wandmalereien, durch Malerei, durch Papier und Buntstifte, durch Textilien. Das macht dieses Projekt so spannend. Mit Stickereien auf Leinwand und Stoff zu spielen, ist sehr befriedigend.
Was bedeutet Community für dich?
Community ist alles. Während eines Großteils meiner Jugend und meines jungen Erwachsenseins hatte ich keine Verbindung zur QTBIPOC-Community, weil ich diesen großen Teil meiner Identität noch gar nicht erkannt hatte. Meine Community zu finden, war für mich das Allerwichtigste. Sich gesehen, geborgen und gefeiert zu fühlen und das auch meinen Freunden und meiner Familie zu geben, ist essenziell.
LUKASHEVSKY
Wie hat Vans deinen persönlichen Stil geprägt?
Ich habe das Gefühl, dass ich in letzter Zeit bei meinen Darstellungen mehr mit den Geschlechtern spiele, und das kann manchmal wie Schuhe aussehen, die für kleine Jungs entworfen wurden.
Wann hast du entdeckt, dass Kunst eine Vollzeitbeschäftigung sein kann?
Ich habe mit der Illustration als Nebenjob zu meinem Vollzeitjob als Designerin angefangen und es war anfangs wirklich nur ein Traum, daraus einen Vollzeitjob zu machen. Ich habe so viel Geld gespart, wie ich konnte, um mir die Zeit zu nehmen, mich als Illustratorin selbstständig zu machen – in dem Jahr habe ich kaum Geld verdient und hätte fast aufgegeben, um einen anderen Job in einem Unternehmen zu finden. Ich hatte einen großen Durchbruch: Meine Freundin Cleo von Amplifier engagierte mich für einen Job, mit dem ich meine Miete für vielleicht 2 oder 3 Monate bezahlen konnte und ich konnte weiter träumen. Nach vielen Monaten fing meine Karriere an, sich zu stabilisieren, und ich merkte, dass ich mich gänzlich darauf als mein einziges Einkommen verlassen konnte.
Wann hast du deine Stimme als Künstlerin entdeckt?/Wann hast du dich künstlerisch gefunden?
Es war um 2016 herum, als ich den Mut fand, durch meine Kunst laut zu sprechen. Seitdem hat sich so viel verändert, aber die (höllische) politische Atmosphäre zu dieser Zeit war wahrscheinlich der Auslöser. Ich lerne immer noch dazu. Wie jede/r andere habe auch ich meine kreativen Herausforderungen, meine Unsicherheiten und meine Hoffnungen. Ich möchte als Künstlerin wachsen und hoffe, dass das erst der Anfang ist.
KAITLIN
KAITLINCHAN
Wie hat sich dein künstlerisches/kreatives Schaffen im Laufe der Zeit entwickelt?
Früher war es mir peinlich, dass ich nicht so versiert oder kompetent bin, wie ich es gerne wäre, aber jetzt akzeptiere ich, dass mein kreatives Schaffen ein sich ständig weiterentwickelnder Prozess ist. Ich versuche auch, das Gefühl des Zeichnens aus meiner Kindheit wiederzuerlangen, als sich Zeit endlos und weniger unterteilt anfühlte und Zeichnen eher das Erschaffen einer Welt als Arbeit bedeutete.
Was bedeutet Community für dich?
Community bedeutet, ein offenes Herz und einen offenen Verstand zu bewahren, wenn ich mich auf Menschen einlasse, die ähnliche oder andere Herausforderungen und Erfahrungen haben als ich. Community bedeutet auch eine lockere Konstellation von Menschen, die zwar auf unterschiedlichen Wegen unterwegs sind, aber gemeinsame Träume und Pläne für eine gerechtere, weniger ausbeuterische Zukunft haben.
CHAN
Wie hat Vans deinen persönlichen Stil geprägt?
Mitte der 2000er Jahre, als ich in der Mittelschule war, stand ich sehr auf Pop-Punk-Musik. Dadurch habe ich mir Aufnahmen der Vans Warped Tour (mit My Chemical Romance, Taking Back Sunday, Green Day usw.) angesehen. Ich war nie gut im Skateboarden, aber ich mag es, wenn ich bequeme Vans trage, die mir das Gefühl geben, dass der Tag mich überall hinführen kann: zu einem Konzert, zur Post oder zum Dim Sum mit meiner Familie. Eine Zeit lang war ich ein Szene- oder Emo-Kid und die klassischen karierten Vans passten auch gut zu meinen selbstgemachten Band-T-Shirts und Nietengürteln. Ach, die 2000er …
Wann hast du entdeckt, dass Kunst eine Vollzeitbeschäftigung sein kann?
Um ganz transparent zu sein: Ich habe vier Jahre lang neben meiner Tätigkeit als Illustratorin/Cartoonistin in der Verwaltung einer Kunstgalerie gearbeitet. Was die Professionalisierung meiner zeichnerischen Tätigkeit angeht: Das fing an, als ich begann meine Illustrationen im Verhältnis zu den Arbeiten anderer und als Teil eines größeren Ganzen zu verstehen. Als der Schriftsteller Alexander Chee mich beauftragte, etwas zu zeichnen, das von seinem Non-Fiction-Essaybuch How to Write an Autobiographical Novel inspiriert war, war das mein erster Versuch nach dem Studium, meine Zeichnungen ernster zu nehmen und mit anderen zusammenzuarbeiten.
Wann hast du deine Stimme als Künstlerin entdeckt?/Wann hast du dich künstlerisch gefunden?
Vielleicht war meine Entwicklung als Künstlerin nicht ein einziger großer Moment, sondern eine Aneinanderreihung kleiner Erkenntnisse und Veränderungen, von der Erstellung meines ersten Risographen-Zines mit Beatrix Pang von Small Tune Press bis hin zum Entwurf meines ersten zehnseitigen Comics über den verstorbenen queeren Fotografen Ren Hang in einem Collegekurs. Ohne die vielen Künstler*innen, Verleger*innen und Autor*innen, die mir Chancen eingeräumt und mir gezeigt haben, wo es lang geht, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Ich lerne immer noch viel und habe das Gefühl, dass meine aktuellen Fortschritte der Hilfe anderer zu verdanken sind.
SARA
SARALORUSSO
Wie hat sich dein künstlerisches/kreatives Schaffen im Laufe der Zeit entwickelt?
Mein kreatives Schaffen hat sich mit mir entwickelt. Es hat sich verändert, während ich mich selbst entdeckt habe. Ich war mein erstes Subjekt. Das Fotografieren war eine Notwendigkeit für mich. Ich musste mich selbst kennenlernen und nichts gab mir die Gelegenheit dazu. Nicht bevor ich anfing, Selbstporträts zu machen. Als ob ich Bilder machen würde, um mich von außen zu sehen, um mich zu erkennen und zu akzeptieren. Zuerst war also ich mein Motiv, dann meine Freunde und dann Fremde. Als ich erkannte, wer ich war, fing ich an, andere zu fotografieren; das ist das Werkzeug, mit dem ich eine Community und einen geschützten Raum geschaffen habe und großartige Menschen treffe. Deshalb sage ich, dass sich meine Kunst mit mir weiterentwickelt.
Was bedeutet Community für dich?
Die Community hat es mir ermöglicht, mich selbst wiederzuentdecken, oder besser gesagt, mein wahres Ich zu entdecken, das die Normen der Gesellschaft in meinem Körper begraben hatte. Ich fing an, mir selbst Fragen zu stellen: „Und wenn ich nicht die wäre, für die ich mich immer gehalten habe?“ Das half mir, nicht aufzugeben, und gab mir sowohl eine moralische als auch eine psychologische Unterstützung. Ich habe im Laufe der Jahre viele Menschen kennengelernt und muss vielen von ihnen danken, dass ich heute hier bin.
LORUSSO
Wie hat Vans deinen persönlichen Stil geprägt?
Ich erinnere mich noch an mein erstes Paar blaue Authentics von Vans. Ich war gerade in die Teenager-Phase gekommen und trug diese Schuhe fast jeden Tag. Ich erinnere mich an meine Mutter, die nicht wollte, dass ich sie im Winter trage, weil sie zu dünn waren, aber ich trug sie sogar, wenn ich raus in den Schnee ging. Ich habe so viele gute Erinnerungen an meine Zeit mit diesen Schuhen. Ich fühlte mich extrem cool, wenn ich durch die Gänge meiner Schule lief.
Wann hast du entdeckt, dass Kunst eine Vollzeitbeschäftigung sein kann?
Ich habe das erst in den letzten paar Jahren herausgefunden. Oft wird diese Arbeit nur als Hobby gesehen. Gefallen werden im Austausch für andere Gefallen geleistet und die Arbeit erhält nie den richtigen Gegenwert. Künstlerische Arbeit verdient es, genauso bezahlt zu werden wie jede andere Arbeit. Mir wurde schon so oft gesagt „Ich habe kein Budget“, dass ich irgendwann anfing zu glauben, dass ich etwas anderes hätte machen sollen, obwohl ich noch sehr jung war. Ich wollte unabhängig sein, mein eigenes Zuhause, meinen eigenen Raum haben, aber da mein Lebensunterhalt von der Kunst abhing, war mir das nie vergönnt. Ich war schon immer stur und habe dafür gekämpft, dass meine Karriere ein Erfolg wird. Es gibt eigentlich keine größere Befriedigung, als wenn man seine Arbeit mit seiner Leidenschaft vereinbaren kann. Seit ein paar Jahren ist Kunst zu meinem Vollzeitjob geworden und für mich ist das schon ein Sieg.
Wann hast du deine Stimme als Künstlerin entdeckt?/Wann hast du dich künstlerisch gefunden?
Ich wurde in einer kleinen Stadt in der Nähe von Bologna (Italien) auf dem Land geboren. Meine Tage verbrachte ich im Gemüsegarten meiner Familie zusammen mit meinen Großmüttern. Ich sah ihnen zu, wie sie das Land bestellten, ich half ihnen, ich pflückte die Früchte direkt vom Baum und ich aß meist mehr, als ich sammelte. Eines Tages nahm ich diese Videokamera, die meinen Großeltern gehörte, mit und ich fing an, alles zu filmen. Ich filmte meine Großmütter beim Säen der Felder, die wilden Tiere der Gegend und dann stellte ich die Kamera auf einen Stein und drehte sie zu mir. Auf diese Weise machte ich sehr lange Filme, die ich mir später zu Hause über den Fernseher ansah. Ich glaube, dass meine Leidenschaft für das Beobachten, das Aufzeichnen und das Anhalten der Zeit hier geboren wurde. Es war meine Art, mich daran zu erinnern, dass an diesem Tag etwas passiert war und ich es aufgezeichnet hatte. Die Fotografie erinnert mich an eine Emotion, die ich mit einem Klick für immer festhalten kann. Danach kam alles ganz natürlich. Ich mochte gestellte Bilder und Farben, ich wollte über meine Sexualität und die von anderen erzählen, ich wollte über das Frausein und über alle Minderheiten sprechen und so habe ich versucht, genau das zu tun.
ANTON
SHEBETKO
ANTON SHEBETKO
Über die Künstler*innen
Anton Shebetko ist ein ukrainischer Künstler und Fotograf aus Kiew. Er lebt zurzeit in Amsterdam. Er arbeitet intensiv mit LGBTQ+-Themen, Themen der Erinnerung, des Identitätsverlusts, der Pluralität der Geschichte und der Rolle, die die Fotografie bei der Aufdeckung dieser Geschichten spielen kann. Seine umfangreichen Nachforschungen sind der vergessenen queeren Geschichte der Ukraine gewidmet.
TARAS
Mein Leben in Donezk war ruhig und entspannt. Ich glaube, so fühlt sich das Leben in der Heimatstadt an. Meine Freunde waren alle ziemlich aufgeschlossen, aber ich habe mich nie sicher genug für ein Coming-out gefühlt. Ich habe tatsächlich vor kurzem homophobe Kommentare von Freunden in Donezk bekommen, als ich auf Instagram eine Story mit drei Flaggen gepostet habe: die ukrainische Flagge, die LGBTQ+-Flagge und die der EU. Während meiner Zeit in Donezk habe ich niemandem erzählt, wie ich mich wirklich fühle. Erst in Kiew habe ich angefangen, mich mit Männern zu treffen.
In Kiew habe ich dann beschlossen, ehrlich zu mir selbst und den Menschen um mich herum zu sein. Ich habe mich mit Männern verabredet, um zu sehen, ob sie für mich wirklich anziehender sind. Davor habe ich mich nicht getraut, ich war meinen Freunden gegenüber unsicher, und da ich gar keine queeren Freunde hatte, war das eine schwierige Zeit. In Kiew habe ich ganz neu angefangen und beschlossen, dass ich mache, was sich für mich gut anfühlt, ohne Schuld- oder Schamgefühle.
KINDER LIMO
Ich bin nichtbinär, Musiker, Künstler, komme ursprünglich aus Tschernihiw, habe aber die letzten 5 Jahre in Lemberg gelebt. Aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine bin ich jetzt in Berlin.
br>Meine eigene Identität zu finden, war ein zeitintensiver Prozess. Mit 18 dachte ich, ich bin bisexuell, später habe ich nichtbinär gelebt, und danach habe ich gemerkt, dass ich pansexuell bin. Mit 18 habe ich mich zum ersten Mal in eine Frau verliebt. Später stellte ich fest, dass ich queer bin und begann viel zu lesen, mich in Gendertheorien zu vertiefen, zu forschen, queere Kunst zu machen und mich zu engagieren. Zu dem Zeitpunkt resonierte das Wort „nonbinär“.
VALERIIA
Ich mochte Frauen schon immer. Mit meinen Verwandten habe ich darüber nie gesprochen. Vor allem meine Großmutter ist da sehr streng. Sie versuchte mich zu einem Coming-out zu zwingen und sagte, dass sie nie wieder mit mir spricht, wenn ich mich mit Frauen treffe. Für sie ist es eine Krankheit. Ich glaube, meine Verwandten verstehen das alles schon, wollen es aber nicht glauben. Ich komme ursprünglich aus Lugansk. Es ist schwierig, den Stand der LGBTQ+-Rechte in der Region einzuschätzen. Als das russische Regime kam, fiel mir auf, dass die Leute mehr tranken, eine Wut auf das Leben bekamen und dass sich ihre Mentalität veränderte.
Ich fühle mich in Kiew relativ sicher. Wir sind Frauen, und es gab ein paar Situationen, in denen unbekannte Männer versucht haben, sich über uns lustig zu machen oder uns etwas zuzurufen. In Kiew wurde ein Mädchen angegriffen, dass eine Regenbogenflagge trug. Uns wurde bewusst, dass wir auf alles gefasst sein müssen. Seitdem haben wir Pfefferspray dabei.
KWASI
DARKO
KWASI DARKO
Über die Künstler*innen
Kwasi Darko ist ein ghanaischer Fotograf und Multimediakünstler, der sich dafür interessiert, positive Geschichten von unterrepräsentierten Communitys zu erzählen und die Möglichkeiten zu erforschen, die digitale Räume und Systeme für sie bieten.
HALIL
Bei mir ist es so, dass mich alles, was passiert ist, stärker gemacht hat. Es war nicht einfach, aber ein Coming-out bedeutet Freiheit, zu sich selber stehen und sich besser kennenlernen. Ich bin Aktivist aber auch Unternehmer. Ich versuche mein Business voranzubringen und neue Projekte und damit mehr finanzielle Unabhängigkeit für mich selbst, meine Community und andere Bereiche, in denen es nötig ist, zu schaffen. Mich interessiert alles, was uns hilft, zum Beispiel Programme für sexuelle Gesundheit und Sicherheit für die Gemeinschaft, mehr sichere Unterkünfte und Jobs für Community-Mitglieder. Darauf konzentriere ich mich gerade.
MOH
Als Nächstes nach dieser schrecklichen Situation möchte ich mein Studium fortsetzen und letztendlich in der akademischen Welt tätig sein, forschen und mich mit internationaler Politik und internationalen Queer-Rechten und Rechtsbeziehungen befassen. Ich möchte meinen Masterabschluss machen, promovieren und mich um die Community kümmern, ob nun als Anwalt oder Dozent. Wie wir an den aktuellen Parlamentsdebatten zur LGBTI-Feindlichkeit sehen, sind Gesetzgebung und Richtlinien zwei der effektivsten Wege, Veränderungen aktiv herbeizuführen.
RASH
Als das alles passierte, war ich persönlich als junger Aktivist einem großen Risiko ausgesetzt. Ich hatte viele Probleme mit meiner Familie, Freunden, Leuten aus der Schule und bekam sogar Drohungen über die sozialen Medien, weil meine Bilder überall so präsent waren. Ich habe viel durchgemacht und wurde depressiv, weil ich nicht ich selbst war. Ich war nicht sicher, ich musste mich verstecken. Aber all das hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Ich bin stärker geworden, glaube noch mehr an meine Arbeit und bin von Menschen umgeben, die mich genauso akzeptieren wie ich bin. Ich kann dadurch auch noch besser nachempfinden, wie es Menschen in anderen Ländern geht, die das Gleiche durchmachen. Ehrlich gesagt hat es meine Einstellung so stark geprägt, dass sich dadurch mein ganzes Leben verändert hat.
CAMILLE
FARRAH
LENAIN
CAMILLE
FARRAH LENAIN
Über die Künstler*innen
Camille Farrah Lenain ist eine französisch-algerische Dokumentar- und Porträtfotografin, die in Paris aufgewachsen ist und Fotografie an der l'ESA in Brüssel und am ICP in New York City (virtuell) studiert hat. 2013 zog sie nach New Orleans, wo sie an der Tulane University Fotografie unterrichtet und langfristige Projekte mit dem Schwerpunkt auf einfühlsamen Porträts entwickelt, in denen sie die Konzepte von Repräsentation, kollektivem Gedächtnis und pluralen Identitäten erforscht. Camille arbeitet sowohl in Frankreich als auch in Louisiana.
Frankreich hat den größten Anteil an Muslim*innen in der westlichen Welt, und Islamophobie ist allgegenwärtig. An der Schnittstelle von Diskriminierung wegen sexueller Orientierung, Genderidentität und ethnischer Zugehörigkeit kämpfen LGBTQI+-Menschen aus muslimischen Kulturen aktiv gegen Ungleichbehandlung und definieren gleichzeitig ihr eigenes religiöses Erbe neu. Dieses Projekt ist eine Hommage an meinen Onkel Farid, der 2013 an den Folgen von AIDS und Diabetes verstorben ist.
NOAM
Ich träume viel, was mir im Prinzip das Leben gerettet hat. Während meiner depressiven Phasen schlafe ich tagsüber, mache Nickerchen und falle in Traumzustände, in denen ich in Parallelwelten eintauche. Ich habe die Kontrolle über mein Leben und mache was ich will.
Meinem Vater gegenüber habe ich mich per SMS geoutet. Ich habe zu ihm gesagt: „Hör mal, ich bin von zu Hause weg, weil ich dir sagen muss, dass ich Chaima liebe. Wir haben beschlossen, zusammen wegzugehen. Bitte fühl dich nicht schuldig. Die Erziehung ist nicht das Problem.“ Ich weiß noch, dass ich ihm sagte, dass Gott mich so erschaffen hat und dass der Islam in meinem Leben immer eine Rolle spielen wird. Ich musste mir selbst klar machen, dass ich eine gute Muslima bin und gleichzeitig, dass es meine Entscheidung war. Überraschenderweise hat er gut reagiert: „Du wirst immer meine Tochter bleiben. Die Familie ist mir wichtig, also bleibst du immer meine Tochter.“
KACIM
Muslim bedeutet wörtlich „jemand, der sich unterwirft“. Ich sehe das aber nicht als unterdrückte Unterwerfung, sondern als etwas Positives. Ich „unterwerfe“ mich einem edlen Gedanken, weil ich ihn gut finde, leuchtend, weil er mich mit Demut erfüllt.
Ich empfinde mich zuallererst als Feministin. Wenn Menschen definieren, wie sie sich selbst sehen, haben sie dafür manchmal eine bestimmte Reihenfolge. Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre ich vor allem anderen Feministin. Danach queer und Muslimin. Die beiden Dinge nähren sich gegenseitig. Meine Beziehung zu Gott ist von Liebe und gleichzeitig Angst geprägt. Wenn ich Angst habe, dann nicht vor einer Bestrafung durch Gott, sondern davor, ihn zu enttäuschen. Ist das nicht die Angst, die wir haben, wenn wir jemanden lieben?
RIZLAINE
Ich glaube, meine Großmutter weiß es. Einmal hat sie meine Tante gefragt: „Wenn Rizlaine von ihrer Freundin spricht, meint sie dann eine platonische oder eine richtige Freundin?“ Sie versucht, die Wahrheit herauszufinden, ich glaube, sie vermutet oder weiß, was los ist. Sie wünscht sich, dass ich es ausspreche, und ich denke, das wird bald passieren. Ich danke Gott für alle negativen Momente. Durch die negativen Erfahrungen kann man durch die Schatten hindurchgehen und das Licht besser wahrnehmen.